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Was der Untergang des Römischen Reiches mit dem Klimawandel zu tun hat

Die Gründe für den Untergang des Römischen Reiches im Westen zählen zu den ältesten Fragen der Geschichtswissenschaft. Das war für Historiker sogar lange eine persönliche Frage! In den Augen der Gelehrten seit der Renaissance ging ja mit dem Untergang Roms eine goldene Ära zu Ende. Aus der Antike wird das dunkle Mittelalter und diese Tragödie versuchte man nun zu verstehen. Was führte genau zum Untergang des Römischen Reiches? Welche Faktoren waren an diesem Zerfall beteiligt und welche Schlüsse kann man daraus ziehen? Mit der Zeit entstanden so eine ganze Menge Theorien. Die Dekadenz Roms soll schuld gewesen sein am Niedergang. Die Wirtschaftslage war’s, die Übernahme des Christentums, die Barbarenhorden hinter dem Limes … vieles davon hatte sicher seinen Anteil. Ein großer Faktor war aber die Tatsache, dass die Führungsschicht Roms im Angesicht der Gefahren nichts besseres zu tun hatte, als sich untereinander zu streiten.

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In dieser Episode des Déjà-vu Geschichte Podcast erzähle ich von den Bürgerkriegen und Palastintrigen, die die letzten Jahrzehnte des Römischen Reiches geprägt haben. Wann begann das Drama für Rom wirklich, wer waren die Akteure, die eine Lösung der äußeren Bedrohung von innen verhinderten und wie trug das alles zum Fall Roms bei? Wenn man schon keine klaren Antworten darauf findet, fällt nach Betrachtung dieser Fragen zumindest eines auf: Die Lage damals ähnelt in vielerlei Hinsicht der heutigen Krise des Klimawandels. Es ist eine Geschichte der menschlichen Unfähigkeit, interne Probleme zur Bekämpfung eines größeren Problems zur Seite zu legen. Und leider: Auch in unserem heutigen Kampf sehen die Chancen nicht viel besser aus als damals in Rom.

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6 Gedanken zu „Was der Untergang des Römischen Reiches mit dem Klimawandel zu tun hat“

  1. Hallo Ralf,
    in deinem Podcast „Was der Untergang des Römischen Reiches mit dem Klimawandel zu tun hat“ hast Du aus welchen Gründen das Weströmische Reich untergegangen ist. Ich stimme dir zu das es nicht eine einzelne Ursache gewesen war die zum Untergang geführt hat.
    Einen Punkt hast Du im Podcast nicht angesprochen warum die Hunnen, Vandalen, Kelten und die anderen Völker verstärkt in das Weströmische Gebiet drangen.
    Aktuelle Klimauntersuchungen der letzten 2000 – 3000 Jahre haben festgestellt dass das Klima nach langer Zeit der Stabilität ab ca. 250 n. Chr. sich veränderte und instabil wurde.
    Durch diese Klimaänderung sollen die verschiedene Völker sich genötigt gefühlt haben ihre Heimat zu verlassen und in das Römische Reich einzudringen um neue Siedlungsräume für sich zu finden.
    Dieses ist ebenfalls eine Parallele zu der Heutigen Zeit in der viele Menschen gezwungen werden ihre Heimat zu verlassen weil ihre alte unbewohnbar werden. Sei es durch die steigenden Meeresspiegel, Bergstürze, zunehmenden Dürren oder Überschwemmungen.
    Viele Grüße
    Uwe

  2. Lieber Ralf,

    Gibt es eigentluch historische Beispiele für erfolreiche Zusammenarbeit zur Krisenbewältigung? In etwa so: Hm, so haben die das in der Vergangenheit gemacht, da können wir uns Inspiration holen wie wir den Unterhang der EU verhindern, den Klimawandel meistern, etc.
    Das wäre doch mal was. Mir scheint, dass sämtliche Historiker*innen sich einreihen in so einen Kanon, der im Wesentlichen aussagt, dass wir Menschen einfach nach wie vor zu blöd, habgierig oder was auch immer sind und deshalb jede Zivilisation zum Scheitern verurteilt ist. Das find ich dann doch irgendwie eine sich selbst erfüllende Prophezeihung, bei der man oder frau sich entspannt in der Kommentator*innen-Kabine zurücklehnen kann und ein Helles trinken, ohne dabei Lösungs orientierte angreifbare Konzepte zu liefern. Unterhaltsam, ja. Aber auch feige. Was meinst du?

    1. Hey Lukas!

      Schwierig. Ich sehe, was du meinst und nehme das auch so wahr. Gleichzeitig fällt mir aber auch kein entsprechendes historisches Beispiel ein. Die Menschheit hat sich sonst eher so durchgewurschtelt. Die Pest wütete, bis sie es aus Mangel an Menschen eben nicht mehr tat (schwer vereinfacht). Die Spanische Grippe grassierte, bis es nach Millionen Toten irgendwann Herdenimmunität gab. Und sowas wie dem Klimawandel musste sich die Menschheit kollektiv sowieso noch nie stellen.

      Das alles heißt auch nicht, dass es nicht vielleicht doch Beispiele gibt. Ich kenne sie halt nicht. Und was vielleicht noch am ehesten Mut machen kann: Wir können auch Probleme lösen, für die es keine historischen Präzedenzfälle gibt. Zumindest theoretisch. Mic dropped. Ich gehe jetzt mit einem Hellen in meine Kabine zurück.

  3. Hallo zusammen!
    Möglicherweise ist die Folge 38 jetzt schon zu lange her, um die Diskussion darüber wieder zu befeuern. Da ich erst seit zwei Jahren regelmäßig Geschichtspodcasts höre (17 Stück und die auch noch nach thematischen Gesischtspunkten geordnet), dauert das halt alles sehr lange.
    Meiner Ansicht nach gibt es immer eine Möglichkeit, kooperativ Probleme zu lösen. In der Römischen Antike zum Beispiel haben die relevanten Entscheidungsträger in Rom trotz der Bedrohung durch die Katharger im 2. Jh. vuZ nicht überworfen und das trotz der unglaublichen Zerstörungshorizonte des 2. punischen Krieges.
    Aber im Grunde genommen, und an der Stelle komme ich auch wieder zum Ende des Römischen Reiches, hat der territoriale Zugewinn die Gemengelage innerhalb und außerhalb der stadtrömischen Elite in einer Art verändert, die mittelfristig in die Unverwaltbarkeit eines so großen Gebietes im Rahmen einer stadtstaatlichen Verfassung mit dem Ergebnis, dass dieser die Prinzipatsverfassung übergestülpt werden musste und langfristig im Untergang des Reiches.
    Die Kooperation, die während des 2. punischen Krieges innerhalb der stadtrömischen Elite noch funktionierte, hätte später auch zwischen stadtrömischem Adel und militärischer Elite in den jeweils neuen Rändern des Reiches fortbestehen müssen. Dass diese schon bei der Einführung der Prinzipatsverfassung nicht existierte, zeigt der Umstand, dass sie mithilfe militärischer Besetzung Roms (durch Cäsar) eingeführt wurde.
    Darauf folgte zwar ein Jahrhundert, in dem es eine Art Modus vivendi zwischen Zentrale und Peripherie gegeben hat, aber in dem auch die Entfremdung zwischen beiden zunahm.
    Nun muss man sich ja vor Augen führen, dass Verfassung immer in erster Linie Heeresverfassung meint. Es geht -da sind sich die Protagonist*innen hüben wie drüben einig- um die reibungslose Versorgung der römischen Vollbürger und deren Familien mit Luxusgütern (Grundversorgung ohne Arbeit, Luxusgüter im engeren Sinne) aus den verschiedenen Reichsteilen. Das geschah auf Kosten der Bauern (insbesondere weil die Veteranen mit Land versorgt werden mussten, das anderen weggenommen werden musste (was zu mehr kriegerischer Landnahme führte) und im Zweifel deren Abgabenlast vergrößert werden musste), der besiegten Eliten (was die eigentlichen Luxusgüter betraf) der besiegten Stadtbevölkerungen, die als Sklaven (nach den punischen Kriegen auch auf Plantagen) (der Veteranen)) eingesetzt wurden.
    Die Kooperation um die es hier ging ist zusammengefasst eine Kooperation von Eliten gewesen. Diese funktionierte unter bestimmten Voraussetzungen, die unter dynastischen Bedingungen (was den Kaiser betrifft) erodierten, die aufgrund kultureller Entfremdung erodierten, die aufgrund falscher Landnutzung erodierten. Eine Verstädterung kostet Feldfrüchte, kostet Land, kostet Eroberung. Stockt letztere, gibt es Reibungsverluste im Innern, weil sich der Modus der Umverteilung von unten nach oben verschiebt. Der Rückgriff auf militärisches Personal aus der Peripherie ist dann naheliegend.
    Wenn Du (Ralf) sagst: die Landwirtschaft wurde bereits an der Effizienzgrenze betrieben, ist das aber insofern irreführend, als dass es einerseits Subsistenzbetriebe gab, die nur über Abgaben dazu gebracht wurden eine Überproduktion zu herzustellen und Plantagen, die auf Selbstbereicherung der Veteranen abzielten. Eine ordentliche Versorgung mit Nahrungsmitteln ist also nur mit Krieg gegen die eigene Bauernschaft oder gegen fremde Bauernschaft durchzusetzen. In diese Argumentation passt auch, dass die Eroberung der nordwestafrikanischen Gebiete durch die Vandalen und der Untergang des Reiches zusammen fallen, da hier ein großer Teil des Getreides für Westrom hergestellt wurde.
    Dass wir für die Bekämpfung des aktuellen Klimawandels so wenig Kooperation herstellen können ist also insofern strukturgleich als dass wir als Vertreter*innen (global betrachtet) der Elite einen zu große kulturelle Distanz zu anderen elitären Gruppen haben (auf der einen Seite), aber auch die Kooperation mit denen die ausgebeutet werden (sukzessive freie Bauern, Sklaven, Leibeigene, Arbeiterklasse, „fremde Arbeitskraft“, die natürlichen Lebensgrundlagen) nicht suchen bzw. nicht den Konflikt mit denen, die dem entgegenstehen.
    Unser politischer Wille steht sozusagen dem Wunsch entgegen, kooperativ den Klimawandel zu stoppen, weil wir vom aktuellen Weltsystem profitieren:
    (Nach Friedrich Nietzsche) „Die Welt ist nicht deshalb schlecht, weil wir uns keine bessere Welt wünschen, sondern weil wir keine bessere Welt wollen.“

    1. Danke! Vor allem für deine Ergänzung zum Thema landwirtschaftliche Versorgung und Produktion. Das habe ich nicht klar genug gemacht (wenn meine eigene Erinnerung an die Folge auch inzwischen eher schwammig ist 😉). Und ja … das Nietzsche-Zitat schmerzt, weil es trifft.

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