Es ist Anfang September 1919 und der italienische Schriftsteller Gabriele d’Annunzio ist gemeinsam mit mehreren tausenden Soldaten und Arditi-Sturmtrupps auf dem Weg in die adriatische Hafenstadt Fiume. Das Ziel dieser merkwürdigen Truppe? Die heute kroatische Stadt Rijeka mit Gewalt an Italien anzuschließen, wenn die Friedensverträge von Paris das schon nicht taten. Politisch war dieses Unternehmen d’Annunzios blanker Wahnsinn und quasi von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Und irgendwo tief drin wussten die Beteiligten das auch. Statt eines Anschlusses an Italien beginnt in der sogenannten „Regentschaft von Fiume“ ab September 1919 also eine 16-monatige Zeit der Ekstase. Man hob die Regeln der alten Welt aus den Angeln. In Fiume herrschten stattdessen Drogen, freie Liebe, FKK und … der Faschismus?!
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Um diese einigermaßen absurde Episode der Geschichte soll es in der heutigen Folge des Déjà-vu Geschichte Podcasts also gehen. Was machte Gabriele d’Annunzio mit seinen Anhänger:innen denn sechzehn Monate lang in Fiume? Und was hatte das wirklich mit dem späteren Faschismus von Mussolini zu tun? Um uns dieser brenzligen Frage zu nähern, sprechen wir heute über Italien in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Wir sprechen über Nationalismus und den Futurismus eines gewissen Filippo Marinetti, wir sprechen aber auch über Sozialismus und Anarchismus. Vor allem aber gäbe es Fiume in den Jahren 1919 und 1920 ohne einer großen Entwicklung nicht: Den Ersten Weltkrieg und den angeblichen „verstümmelten Sieg“ (Vittoria Mutilata) Italiens. Wir haben einiges vor uns – tauchen wir also ein.
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Links zur Episode
Quellen
- Kersten Knipp: Die Kommune der Faschisten
Diese Geschichte ist so krass, dass ich ihr zum hundertjährigen Jubiläum einst eine Episode auf meinem Blog gewidmet habe:
https://andreas-moser.blog/2020/12/24/fiume/
Überhaupt finde ich diese vielen kleinen Geschichten an den Ausläufern des Ersten (und auch des Zweiten) Weltkriegs oft viel interessanter als die großen, grausamen Graben- oder Gebirgsschlachten.
Das sehe ich genauso. Und cool, das hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass du darüber geschrieben hast. Kriminell unbekannte Geschichte
Faschismus gibt es von rechts wie links. Der Unterschied zwischen Stalin und Hitler ist in weiten Strecken marginal: Blutig durchgesetzte Gewaltherrschaft.
Naja das wäre die Totalitarismus-Theorie, ja. Ich bin da vorsichtig, weil glaube ich die interne Logik auch zählt und die eben nicht deckungsgleich ist
Am Ende zählen nur die Toten: Und wer hat mehr Menschen als Stalin und Hitler umgebracht? Auch Pol Pot kommt da nicht hin.