Das Mittelalter ist unter allen Epochen der Geschichte wohl diejenige, die am meisten mit Mobbing zu kämpfen hat. Es hat einfach keinen guten Ruf. Und dieser miese Ruf, den das Mittelalter geniest, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: finster. Das Mittelalter ist einfach finster! Nicht ohne Grund wird es als Dunkles Zeitalter bezeichnet! Zu dieser Geschichte gehören ein paar Elemente dazu, die es angeblich so finster machten. Ein paar besonders Beliebte davon: Überall herrschte Armut, alle litten Hunger, alt wurde sowieso keiner, allerorts herrschte bestialischer Gestank dank der mangelnden Hygiene, Gewalt war allgegenwärtig, Folter an der Tagesordnung, jeden zweiten Tag wurden irgendwo Hexen verbrannt und man glaubte obendrein noch, die Erde wäre eine Scheibe. Dass das alles eher Mythos als historische Realität ist, liegt doch eigentlich auf der Hand.
Genau deshalb gehe ich in dieser Folge des Déjà-vu Geschichte Podcast dem Mythos des finsteren Mittelalters mal anständig auf den Grund. Wo kommt dieses noch immer so verbreitete Bild der Epoche her? Seit wann gibt es solche Beschreibungen und in welchem Zusammenhang sind sie entstanden? Denn eines ist doch klar: Ganz allein der Realität geschuldet sein, können sie nicht. Dafür sprechen dann doch zu viele große Errungenschaften des Mittelalters dagegen. Denn immerhin entwickelten sich in dieser Zeit auch Architekturstile wie die Gotik, die zuvor nicht mal für möglich gehalten worden wären. Die Universität wurde im Mittelalter erfunden, italienische Handelsstädte und die Hanse revolutionierten den Handel, und und und … Also: Woher die ganzen Vorurteile? Es stellt sich heraus: Gewisse Menschen hatten einfach ein persönliches Interesse an diesem Image des Mittelalters. Ihre Argumente hallen bis heute nach.
Auf deja-vu-geschichte.de findest du auch den Blogpost zu dieser Episode. Dort werfe ich einen Blick auf die Darstellung des Mittelalters in Filmen und schaue mir somit ein paar der in dieser Folge besprochenen Vorurteile in der Praxis an. Wenn dir der Geschichte Podcast gefällt, dann abonniere ihn doch bitte und bewerte ihn auf iTunes! Das hilft mir ungemein, ein bisschen Sichtbarkeit in der großen weiten Welt der Podcasts zu erlangen.
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Hallo Ralf,
Ich fand deinen Blogpost sehr interessant! Es ist ziemlich schwer zu unterscheiden, was beim Thema Mittelalter Mythos und was historisch gesichert ist. Dazu kommt, dass ja auch neue Forschungsergebnisse hinzu kommen. Welche Bücher über mittelalterliche Alltagskultur würdest du mir empfehlen?
Viele Grüße,
Marlene
Hallo Marlene,
vielen Dank! 🙂 Mhh, zum Mittelalter fällt mir spontan nichts Besonderes ein. Was man aber auf jeden Fall lesen kann, ist “Der Käse und die Würmer” von Carlo Ginzburg. Das ist das erste wirklich große Buch der “Mikrogeschichte” und behandelt das Leben eines Müllers im 16. Jahrhundert in allen Details, die die Quellenlage eben hergibt.
lg
Ralf
Danke, das klingt ja lustig! Ich hatte noch das “Handbuch für Zeitreisende” von Ian Mortimer gelesen, das war auch sehr schön gemacht, wie ich fand.
Viele Grüße,
Marlene