Im serbischen Dorf Guča herrscht jedes Jahr im August Ausnahmezustand. Das kleine Nest im Südwesten Serbiens mit seinen knapp 3.000 Einwohnern wird nämlich jeden Sommer eine Woche lang von über einer halben Million Touristen überrannt. Grund für diesen Ansturm ist das Guča Trompetenfestival, das größte Blasmusikfestival Europas. Und dieses Festival genießt in Serbien einen legendären, zugleich aber zutiefst umstrittenen Ruf. Kritiker beklagen nun schon seit Jahrzehnten, dass dort nicht gerade die Trompete im Vordergrund steht. Vielmehr soll das Festival in Guča ein Fest für den serbischen Nationalismus sein. Ein Eindruck, der sich vor Ort zumindest auf den ersten Blick bestätigt …
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Tatsächlich scheint auch jeder in Serbien eine Meinung zu diesem Event zu haben und egal welche Meinung das auch ist: Das nationale Element kommt darin fast immer vor. Fragt man als Ausländer jemanden auf den Straßen Belgrads nach seiner Einschätzung zu Guča geht die Antwort meist in eine von zwei Richtungen. Die einen sagen: “Geh da unbedingt hin! Guča ist eine wahre Repräsentation dessen, was wir Serben sind”. Die anderen erwidern: “Geh da auf keinen Fall hin. Das ist purer, rückständiger serbischer Nationalismus”. Da stellt sich also schon die Frage: Wie und warum nimmt so ein scheinbar harmloses Musikfestival eine so nationale Note an? Genau diese Frage habe ich mir schon vor fünf Jahren gestellt und darüber meine Masterarbeit geschrieben. In dieser Folge gebe ich dir einen kleinen Einblick in meine Ergebnisse.
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Links zur Episode
- Die aktuelle Balla-Balla-Balkan Episode zu Großserbien und die etwas ältere über Turbofolk
Masterarbeit zu einem Thema das nicht aus Ferne bzw. ohne die Mentalität dieser Region unmittelbar zu kennen differenziert beurteilt werden kann…? Mir sieht es eher danach aus als würde man Copy-Paste-Stil anwenden um bereits geschürte Vorurteile zu bekräftigen. Missbrauch der Wissenschaft und Ethik um sich zu profilieren indem man eine Menschen-Gruppe für problematisch erklärt.
Guca ist übrigens ein Spiegel der ganzen Balkan-Region. Dorthin pilgern nämlich alle die das üppige Essen und Trinkgelage zelebrieren mit berauschenden Trompeten-Klängen die nicht als Beilage sondern als Hauptgewürz des Ganzen serviert werden.
Natürlich gibt es auch nationalistisch gesinnten `Pilgern` aber Guca-Festival hat seine Wurzel in der sozialistischen Ägide und zu ihrer Tradition gehört neben Musik-Wettbewerb, das kollektive sich berauschen…mit Balkan-Trompeten oder mit Sljivovica in Kombination mit Cevapcici, Pljeskavice, Raznjici, Sir und Kajmak…Oder mit beidem.
Naja. Da darfst du dich dann aber mit dem gesamten wissenschaftlichen Establishment anlegen und ihnen erzählen, dass sie nur noch ihre Heimatregion erforschen dürfen. Und wo hört es auf? Darf jemand aus Banja Luka nach Guca gehen, um zu forschen? Wie sieht es mit Bihac aus? Zagreb? Ich kann den Instinkt zwar verstehen, aber letzten Endes kann man sich eben auch für ein Thema interessieren, mit dem man nicht von Kindesbeinen an konfrontiert war.
Weder in meinem Paper noch in dieser Folge schüre ich aber Vorurteile (zumindest nicht solche, an die du wahrscheinlich denkst). Ich gehe sogar mit einem relativ positiven Spin raus. Ich persönlich würde allein für den Svadbarski Kupus schon hinfahren. Aber man kann ja trotzdem auch mal fragen, warum hinter dem Lokal mit dem Spannferkel jemand ein T-Shirt von Ratko Mladic verkauft