Man muss wahrscheinlich keine allzu große Focus Group zusammenstellen um herauszufinden: Österreich gilt heute den meisten als deutschsprachiger Staat. Fast im ganzen Land ist Deutsch die einzige Umgangssprache und das war doch sicher schon Anno Dazumal so! Aber diese Schlussfolgerung wäre ein übler Trugschluss. Denn Österreich war slawisch, lange bevor es deutsch war. Genau dieser Geschichte möchte ich mich heute widmen. Karantanien als slawischer „Staat“ ist vielleicht der einen oder dem anderen noch bekannt. Aber auch darüber hinaus (und viel unbekannter) können wir seit dem 6. Jahrhundert slawische Spuren in weiten Teilen Österreichs – auch außerhalb Kärntens – finden. Wir müssen also über die Völkerwanderung reden, über die ständig nervenden Steppenvölker aus dem Osten, über Germanen, Slawen und letztendlich über staatliche Gebilde wie eben Karantanien oder ein angebliches Samo-Reich. Es wird wild, es wird (typisch Frühmittelalter) unsicher, es wird toll.
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Unsere Reise beginnt dafür ziemlich genau im Jahr 600. Zwischenstand zu der Zeit: Die Hunnen waren einige Jahrzehnte davor abgezogen, aber seit kurzem waren auch schon wieder neue Reiternomaden in Mitteleuropa unterwegs: Die Awaren. Mit diesen Awaren, die wohl ohnehin nur eine kleine adelige Oberschicht besaßen, kamen aber auch noch andere Leute ins heutige Österreich: eben die Slawen. Diese Entwicklung verfolgen wir in dieser Folge ab dem Jahr 600 also nach. Wir reden über das (eventuell sogar echte) Samo-Reich und über das (auf jeden Fall echte) Karantanien. Ebenfalls reden wir aber darüber, warum östlich der wunderbar leicht zu merkenden „Achse Linz-Lienz“ noch bis fast 400 Jahre später wohl kaum ein Wort Deutsch zu hören war.
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Spannend.
Aber eins stimmt sicher nicht: Die Hunnen waren definitiv nicht das letzte Steppenvolk das bis Frankreich gekommen ist 😉 oder als was würdest Du die Mongolen bezeichnen?
Grüßle,
Ludwig
Habe ich das gesagt? Das ist natürlich Blödsinn – dazwischen waren ja auch noch die Ungarn
Grundsätzlich stimme ich zu, dass die Slawen vor 590 n. Chr. weite Teile des heutige Österreichs besiedelt habe. Die Frage ist nur: War das Gebiet weitgehend entvölkert? Aus der Frühmittelaltergeschichte wissen wir, dass die röm.kelt. Bevölkerung und ihre Kirchenorganisation als „ziviler Ordnungsnachfolger“ wie auch Ausgrabungen im Raum belegen (zeitnahe Brandhorizonte in verschiedenen Siedlungsplätzen der bisher einheimischen Bevölkerung) plötzlich, aber nicht freiwillig oder geplant aus dem Alpenraum östlich der Linie Traun – Ager – Ischl – Raum Eben iP. – Wagrain- Ausgang Gasteiner/ Rauriser TL – Alpenhauptkamm bis Dreiherrenspitz – Toblacher Feld vertrieben bzw. die Überlebenden der slawischen „Landnahme“ vornehm ausgedrückt unter Auslöschung der kelt-/ römischen Sprache und Kultur von den erobernden Slawen „integriert“ wurden. Daher auch die vielen slawischen Gelände- und Ortsnamen anstelle der Jahrtausende alten keltischen Bezeichnungen. Die synodale Kirchengeschichte sowie Berichte aus dem öström. kontrollierten Raum deuten in diese Richtung.
Es gibt keine schriftl. Quellen, nur interpretierbare Artefakte/Spuren. Die Baiern haben dann den Spiess umgedreht und die slawische/awarische sprechenden Eroberer durch Kollonisation bis zur Drau und aus den Alpen weitgend zurückgedrängt. Daher zweifle ich für alle Nachfolger der keltischen Noriker den Begriff „Autochthon“ im Sinn „entstanden“ an.
Slawen stammen von nördlich der Donau und jenseits der Karpathen, vermutlich ostwärts der Pripjet Sümpfe, wie übrigens die Magyaren auch, die ihre „Urheimat“ relaiv gesehen nicht sehr weit nordöstwärts am Südostrand des Urals haben, wie Grabbeigaben vermuten lassen. aDNA – Studien sind in beiden Fällen noch ausständig.
Danke für die Ergänzung. Die Frage ist tatsächlich offen, aber naja: Von einer mehr oder weniger kompletten „Entvölkerung“ kann wohl kaum ausgegangen werden