Zum Inhalt springen

Was ist Pfingsten und warum feiern wir es?

Was ist Pfingsten und warum? Hier ein Zeichnung des Heiligen Geistes

Was ist Pfingsten? Was wird denn mit diesem Feiertag genau begangen und warum feiern wir dieses Pfingsten überhaupt? Wenn du jetzt auf Anhieb auch nicht so recht weißt, was die Herkunft dieses Feiertags denn sein könnte, kann ich dich beruhigen. Du bist damit nicht alleine. In einer Umfrage vor einigen Jahren hatten ganze 53 Prozent der Befragten keine Ahnung, was denn da genau gefeiert wird. Es wurden zwar nur gut 1000 Menschen befragt aber trotzdem, der Trend dürfte schon stimmen. Pfingsten hat eben ein geringes Profil und geht nicht zuletzt auch im Kalender irgendwie unter. Gerade in dieser Jahreszeit, im Mai und Juni, drängt sich ja ein Feiertag an den nächsten. Obskure Festlichkeiten wie Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam machen es sich da zwischen bekannteren Feiern wie dem Tag der Arbeit oder Ostern gemütlich. Wer soll da auch den Überblick behalten? Dabei ist aber gerade Pfingsten im Christentum gar kein so unwichtiger Tag. Es gehört sogar zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres! Von daher: Werfen wir doch mal einen Blick auf die Geschichte und die Herkunft dieses Festes.

Im Namen des Heiligen Geistes

Seine religiöse Bedeutung bekommt Pfingsten für die Christenheit in erster Linie dadurch, dass es das Fest eines ganz bestimmten Teils der Dreifaltigkeit ist. Es ist nämlich dem Heiligen Geist gewidmet, in der Dreifaltigkeitslehre neben dem Gott Vater und Gott Sohn die dritte Gestalt Gottes oder so (wobei mir ein Theologe bei dieser oberflächlichen Beschreibung sicher auf die Finger hauen würde). Und warum sollte der Heilige Geist auch keinen eigenen Feiertag haben? Gott Sohn, besser bekannt als Jesus, genießt im Lauf des Jahres schließlich auch seine Feste. Im historischen Sinn war Ostern hier immer das wichtigste, heute spielt im Alltag aber freilich Weihnachten die größere Rolle. Gott Vater wiederum ist sowieso das ganze Leben und damit das ganze christliche Jahr gewidmet und mit dem Tag des Herren bekommt er ohnehin jeden Sonntag seine Aufmerksamkeit. Da ist es eigentlich nur folgerichtig, dass auch der Heilige Geist nicht ganz leer ausgeht. Und ganz ähnlich wie im Fall von Ostern, wo Jesus ja für die Menschen gestorben und wiederauferstanden sein soll, ist Pfingsten in der Überlieferung der Kirche mit einem ganz konkreten Wunder verbunden.

Dieses mystische Pfingstereignis soll sich in etwa so abgespielt haben: Es war 50 Tage nach dem Tod Jesu. Zu dem Zeitpunkt fand gerade das jüdische Schawuot-Fest statt und Jesus Jünger (immerhin ja immer noch quasi Juden) fanden sich zu diesem Zweck in Jerusalem zusammen, gemeinsam mit vielen anderen Juden aus aller Welt. Als die Jünger und einige andere frühe Anhänger Jesu da dann so zusammensaßen, ist der Geschichte nach dann der Heilige Geist in Form von Wind und Feuer in sie gefahren, beziehungsweise hat er sich über sie ergossen, wie auch immer man sich das vorstellen muss. Als Resultat konnten sich die Jünger plötzlich in allen Sprachen der Welt verständigen. Und was macht man mit solchen tollen neuen Sprachfähigkeiten? Na klar! Sie zogen sie in Jerusalem los und erzählten den Menschen aus nah und fern von Jesus und seiner Lehre. Ganze 3000 von ihnen sollen sich sogleich taufen haben lassen. Die Christen traten an diesem Tag somit zum ersten Mal missionierend auf und deshalb gilt Pfingsten bis heute als Geburtstag der Kirche. Diese Tatsache und das durch den Heiligen Geist gewirkte Wunder formen die Grundlage für die Bedeutung des Feiertags. Zumindest für die Kirche.

Feiertage gibt es im Jahr bekanntlich einige und sie alle erzählen eine Geschichte. Diese Geschichten habe ich in einem eBook zusammengestellt. Es ist für alle Empfänger meines Newsletters direkt kostenlos downloadbar.

Aber warum feiern wir Pfingsten nun wirklich?

Aber diese Erklärung, wie sie in der Apostelgeschichte des Neuen Testaments der Bibel wiedergegeben wird, verlangt nun doch nach einer gesunden Portion Glaube. Rein wissenschaftlich fällt es mir dann doch einigermaßen schwer, mir einen Geist vorzustellen, der in Form von Wind und Feuer durch die Räume zieht und den Menschen ungeahnte Sprachfähigkeiten verleiht. Es gibt also natürlich auch noch nicht-religiöse Hintergründe für das Fest. Der entscheidende Hinweis, warum sich Pfingsten bis heute in unserem Feiertagskalender wiederfindet, wurde dabei auch bereits gegeben. Es ist natürlich das ältere jüdische Schawuot-Fest! Im Christentum ist es ja schließlich prinzipiell nicht unüblich, dass sich die großen Feste terminlich an älteren Festlichkeiten orientieren. Ostern fand zu Beginn zeitgleich mit dem jüdischen Pessachfest statt, Weihnachten folgt der Wintersonnenwende und Pfingsten folgt nun eben dem jüdischen Schawuot.

Die ursprüngliche Bedeutung dieses Fests, das einerseits an die Entgegennahme der Tora von Gott erinnert und andererseits als Erntedankfest diente, ist dabei aber irgendwann verloren gegangen. Aber die Logik blieb dieselbe. Schawuot fand traditionell genau 50 Tage nach Pessach statt, so wie Pfingsten noch heute genau 50 Tage nach Ostern stattfindet. Nicht ohne Grund wurde bereits das Schawuot-Fest von den Griechen als „Pentekost“ bezeichnet, was in etwa „Fünfzigster“ bedeutet (von Penta, wie in Pentagramm und so). In vielen Sprachen der Welt hat sich das bis heute gehalten, wodurch Pfingsten beispielsweise im Englischen Pentecost heißt. Auch das deutsche Wort ist eigentlich nur eine Ableitung dessen. Heute sind die Termine der christlichen Feste mit den jüdischen allerdings nicht mehr notwendigerweise dieselben. Der Ostertermin ist in seiner Berechnung ja ohnehin einer der ganz alten Streitpunkte der Christenheit und auch der Pfingsttermin hängt ja von Ostern ab.

Mit der Zeit entwickelte sich das neue Pfingsten, wie sich religiöse Feiertage eben üblicherweise entwickeln. Das Fest wurde zwar wohl schon in den frühesten christlichen Gemeinden begangen und ist damit ähnlich alt wie Ostern. Schriftlich belegt ist es zumindest ab dem 2. Jahrhundert. Es hat sich seitdem aber immer wieder gewandelt und in seiner Form verändert. Was ist Pfingsten letzten Endes also? Pfingsten ist eigentlich ein ganz typisch christlicher Feiertag. Ja er könnte kaum typischer sein. Er entstand aus einem jüdischen Fest heraus, wurde von diesem über die Jahrhunderte immer weiter entfremdet, nahm neue Bedeutungen an und hat damit bis heute überlebt. Achja, und für alle, die daran glauben wollen, ist es dann noch das Fest des Heiligen Geistes. Ob man flammende Windstöße nun realistisch finden will oder nicht.

Auf dem Podcast spreche ich diese Woche über ein verwandtes Thema, nämlich das große morgenländische Schisma zwischen der Orthodoxen und Katholischen Kirche. Nach den hier teilweise beschriebenen Ereignissen des frühen Christentums, kam es ja schließlich immer wieder zu theologischen Auseinandersetzungen zwischen Ost und West. Unter anderem betraf das auch ganz zentral die Rolle des Heiligen Geistes und im 11. Jahrhundert führte das zum endgültigen Bruch zwischen den beiden Ausprägungen des Christentums. Oder tat es das? Hör doch mal rein!

2 Gedanken zu „Was ist Pfingsten und warum feiern wir es?“

  1. Bei religiösen Festen finde ich die Zahlensymbolik immer recht interessant. Die ist zum Teil kultur- und religionsübergreifend frappierend ähnlich. Dass sich die Christen die 40 als Zahl der Vorbereitung bei den Juden abgeschaut haben, wissen ja einige. Deswegen heißt die Fastenzeit vor Ostern auch „Quadragesima“, denn von Aschermittwoch bis Ostern sind es genau 40 Tage, Sonntage nicht mitgezählt. Auch der Advent dauerte mal 40 Tage, vom Sonntag nach St. Martin (11.11.) bis Epiphanie (6.1.) – wiederum Sonn- und Feiertage nicht mitgezählt. (Das erklärt auch, weshalb wir zweimal Fassenacht feiern: Vor jeder großen Fastenzeit einmal.) Die Tatsache, dass Christi Himmelfahrt 40 Tage nach Ostern liegt, könnte man auch als 40 Tage Vorbereitungszeit für Jesu Rückkehr in den Himmel deuten.

    Viel spannender ist jedoch die Zahl 50, bzw. 49. Die gibt es nämlich im buddhistischen Raum auch. 49 Tage lang trauert man dort um einen Verstorbenen. Der 50. Tag ist dann wieder eine Rückkehr ins Leben. Und zwar im doppelten Sinn: Für die Angehörigen endet die Trauerzeit und auch für den Verstorbenen beginnt, nach buddhistischer Überzeugung, etwas Neues – er reinkarniert, wird also wiedergeboren. Es findet demnach am 50. Tag eine Transformation statt. Genauso wie im Judentum wo an Schawuot, 50 Tage nach Pessach, die Transformation vom von Gott befreiten Volk hin zu Gottes Bundesgenossen begangen wird.
    Oder eben Pfingsten im Christentum: Die Jünger, die bis Ostern Jesus nur hinterhergelaufen sind und wenig von dem verstanden haben, was ihr Herr tat (das trifft ganz besonders auf Petrus zu), verwandeln sich in selbst- und sendungsbewusste Nachfolger, die nun beginnen zu verkünden, was sie in den Jahren zuvor erlebt haben.

    Ich weiß nicht, warum die 50 in diesem Zusammenhang so eine große Rolle spielt.Vielleicht entsprechen 50 Tage Nachbereitung am ehesten der menschlichen Psyche. Vielleicht hat es aber auch mit Astronomie (nicht unbedingt Astrologie) zu tun. Da waren die Juden, spätestens seit dem (eher unfreiwilligen) Aufenthalt in Babylon recht fit drin, in Indien waren es die Gelehrten sowieso. So werden sie vielleicht beobachtet haben, dass die Venus, als hellster Stern am Nachthimmel 5 Mal der Erde besonders nahe ist, bevor sie nach 8 Jahren, wieder an ihrem Ausgangspunkt erscheint. Markiert man diese 5 Konjunktionen auf der Bahn der Venus und verbindet die Punkte gibt das ein Pentagramm. Macht man das gleicht mit Venus und dem Jupiter erhält man die Zahl 10. 5 x 10 = 50. Nochmal: Das sind keine esoterischen Spinnereien, sondern Beobachtungen, die man machen kann, wenn man die Bahnen der Planeten unseres Sonnensystems in Beziehung zueinander setzt.
    Hartmut Warm hat das sehr anschaulich visualisiert:
    https://www.youtube.com/watch?v=bYuaSe-dTY0

    1. Tatsächlich spannende Zusammenhänge in der Hinsicht, danke für den Einblick! Gerade die Bahnen gewisser Himmelskörper können sicherlich Erklärungen bieten, leider immer sehr schwer zu belegen, wie immer, wenn es um solche frühen Zeiten geht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert